MULATSAG AM NEUSIEDLERSEE – EINE REISE IN DIE FREISTADT RUST
Die Region um den Neusiedlersee im Burgenland ist nicht nur für ihren guten Wein und die vielen Störche auf den Ruster Dächern bekannt, sondern auch für den sogenannten Mulatsag. Viele denken, dass dies nur ein netter Ausdruck von viel trinken im Burgenland ist, doch ich kann Ihnen bestätigen, dass es viel mehr ist als das. Menschen, die sich bis vor wenigen Stunden noch nicht kannten, sitzen an Tischen auf einem Schiff, singen und lachen bis die Sonne untergeht. Menschen, die bis zu diesem Zeitpunkt nur den Wohnsitz gemeinsam hatten, wurden zu Reisekollegen.
Wein; kommen wir also wieder auf das wichtigste Thema zurück zu sprechen. Vor der alten Schmiede, wo es ein ausgezeichnetes Kesselgulasch mit selbstgemachten Nockerln gab, wurden wir von drei einheimischen Winzern abgeholt. Nun kann ich leider nur von meinen Eindrücken bei einem der drei Winzer sprechen, da ich mich in diesem Moment leider nicht dreiteilen konnte. Wobei mir das bei diesem Angebot sehr, vernünftig erschienen wäre. In diesem einen Weinkeller hab ich den wahrscheinlich besten und finessenreichsten Rotwein getrunken. Natürlich kommt es da immer darauf an wie man für sich selbst „beste“ definiert. Für mich persönlich muss ein Rotwein gut im Abgang sein, eine gute Tanninstruktur aufweisen und eine nicht zu ausgeprägte Säure haben. Auf diesen Wein traf alles zu. Sehr angenehm und harmonisch im Abgang sowie viele verschiedene Aromen nach roten Beeren und Barriquefass. Ich gebe zu, dass der gute Geschmack eventuell auch von der Umgebung beeinträchtigt wurde aber ich bin nun mal unfassbar gerne in Weinkellern und ganz besonders in Weinkellern mit frischen Rosen und einer kleinen Kerze am Degustiertisch.
Sie denken, das war es schon? Da kann ich nur sagen: Das war es noch lange nicht. Wieder bei den Bussen angekommen, ging es nach Mörbisch am Neusiedlersee, dort warteten bereits zwei Schiffe der Familie Drescher. Bei der Fahrt nach Mörbisch hatte man eine gute Sicht auf Rust. In diesem Moment war der Himmel grau und nur die Freistadt Rust wurde von Sonnenstrahlen erleuchtet. Die Fahrt mit dem Schiff hat mir besonders gut gefallen. Zum einen weil ich in Wassernähe immer glücklich bin und zum anderen weil ich ein gutes Gläschen Wein in der Hand hielt und die Seemöwen gegen den Wind, neben unserem Schiff herflogen. Zumindest versuchten sie das.
Das Schilf bewegte sich mit dem Wind und wir kamen am anderen Ufer des ziemlich großen Steppensees an. Von weitem konnte man bereits die Pferdekutschen sehen. Mit denen ging es jetzt gefühlt durch den gesamten Nationalpark Neusiedl. In solchen Kutschen kann man so richtig die Seele baumeln lassen. Nach etwa einer Stunde brachten uns die braven Pferde wieder zurück zu den Schiffen.
Dieses Mal waren es drei Schiffe. Wir brauchten schließlich Platz für ein Barbecue für 200 Leute. „Jetzt geht es ab ins Schilf“, waren die Worte des Kapitäns. Noch konnte ich mir nichts darunter vorstellen, doch schnell begriff ich, was gemeint war, nachdem die Fahrt direkt in ein Schilfbett ging. Etwas geschützter und mit dem Sonnenuntergang vor den Augen legte der Kapitän von jedem Schiff höchstpersönlich das Fleisch auf den Griller. Am Unterdeck selbst ging die Party erst so richtig los. Es wurde gesungen, getanzt, gelacht, gegessen und natürlich auch getrunken.
Die Anker der Schiffe wurden gelichtet und eine wunderschöne Fahrt dem Sonnenuntergang entgegen begann. Nicht umsonst haben so viele BurgenländerInnen ein eigenes Boot. Bei dieser Landschaft zahlt sich das definitiv aus. Um etwa 19:30 Uhr legten die Schiffe im sicheren Hafen wieder an.
„But still, always remember. A ship in the harbour is safe but that’s not what ships are built for”. Deshalb warten am nächsten Morgen schon die nächsten Gäste auf den sogenannten Mulatsag.
„Wer dich verschmäht,
Du edler Wein,
Der ist nicht wert,
Ein Mensch zu sein.“ ~waren die Worte oberhalb des Eingangs zum Weinkeller.
© written by Julia Kutter